Ich glaube, es wird mal wieder Zeit, auch hier etwas zu schreiben – ich wollte ja eigentlich keine Postings mehr schreiben, die sich mit den Updates im DVDLog überschneiden, aber was solls: Coraline, die erste Kritik einer relativ frischen DVD seit Monaten, ist endlich online! Ich hatte ja in der letzten Zeit kaum noch aktuelle Sachen rezensiert, aber Coraline kam trotz zu später Bestellung gerade richtig und obwohl die 3D-Fassung des Films nicht so gut funktioniert wie ich gehofft hatte, war der Film wirklich phantastisch. Wenn die 3D-Version hier irgendwo in der Originalfassung gespielt worden wäre, hätte ich mit den Film glatt nochmal im Kino angeschaut – aber leider schließt sich das ja leider gegenseitig aus, da die teuer auf digitale 3D-Projektion umgerüsteten Säle nicht für ein paar OV-Gucker geopfert werden können. Dann muß es halt beim Heimkino bleiben… was auch gar nicht so schlimm ist, wenn die US-DVD eines Films noch vor der deutschen Kinopremiere erscheint :-).
Mehr DVD-Zeugs dann im Laufe der nächsten Woche, dann wird es erstmal mit ein paar Bildvergleichen und Kurzreviews von zwei lang erwarteten Italowestern weitergehen. Jetzt aber noch was zum Thema Nahverkehr, da gibt es ausnahmsweise mal gute Nachrichten…
Im Dezember hatte ich mich noch aufgeregt, daß die Bahn hier in der Gegend Werbeflyer für die neuen S-Bahn-Triebzüge mit Gutscheinen für Gratistickets verteilt hat, obwohl die noch gar nicht auf den Linien unterwegs waren, die durch Mülheim führen. Inzwischen hat sich was getan – neue Flyer sind zwar nicht aufgetaucht, aber immerhin fahren jetzt auch auf der S1 und S3 zwischen Düsseldorf und Dortmund vermehrt die neuen Triebzüge der Baureihe 422. Gestern hatte ich zum ersten Mal die Gelegenheit, mit einem der neuen Triebwagen zu fahren – und ich bin durchaus begeistert, denn im Vergleich mit den alten, klapperigen X-Wagen fährt man mit der neuen S-Bahn-Generation wie auf Wolken gebettet. Die einzigen Nachteile sind die etwas härteren Sitze und die höhere Eingangsstufe, die aber schon mit einem deutlich sichtbaren Warnbalken versehen wurde – schlecht für die Barrierefreiheit ist das aber auf jeden Fall und bei den alten Wagen war es besser. Generell kann man aber den neuen Triebwagen eine gute Note geben und nur hoffen, daß das auch in Zukunft so bleiben wird – hoffentlich vergammeln die Züge nicht so schnell wie die alten Wagen!
So einen Jahresanfang hatten wir schon lange nicht mehr – Schnee bis zum Umfallen und Temperaturen wie in Sibirien. 17 Zentimeter Schnee sind in Mülheim in nur einer Nacht gefallen und die tiefste Nachttemperatur war bisher -11°C, wobei es heute nicht über knapp -7°C geworden ist und jetzt so gegen 18 Uhr schon unter -8°C klettert. Da hilft nur eins: Heizungen aufdrehen und warm anziehen! Noch fangen wir hier aber nicht an zu frieren, da muß es schon noch ein ganzes Stückchen kälter werden :-).
Allerdings scheint durch die ungewöhnliche, aber eigentlich nicht wirklich katastrophale Wetterlage langsam doch die Zivilisation ein bißchen zusammenzubrechen: der öffentliche Nahverkehr hier in der Gegend ist zur Zeit erheblich gestört, man kommt nur mit langen Wartezeiten überhaupt noch aus der Stadt raus – sowohl die Bahn als auch die Mülheimer Verkehrsbetriebe kommen einfach nicht in die Hufe und sind auf die Witterung offenbar nur sehr schlecht vorbereitet. Schnee geräumt wird hier in Mülheim fast überhaupt nicht, gestreut wird mit Steinzeitmethoden und viele Nebenstraßen sind inzwischen durch den Dauerfrost zur Rutschbahn geworden. Auch der Müll wurde heute nicht abgeholt, weil die MEG der Meinung ist, daß die Mülltonnen zu vereist sind, um abgeholt zu werden. Komischerweise klappen all diese Dinge in anderen Städten offenbar viel besser…
Kommen wir aber wenigstes noch zu ein wenig Content: da es gestern noch nicht ganz so kalt war wie heute, habe ich wenigstens mal eine kleine Schnee-Fototour gemacht und die Bilder drüben im Fotoarchiv hochgeladen. Es ist eine ganz stattliche Sammlung geworden, da viele Panoramen und auch 3D-Fotos dabei sind und ich mich seit Monaten das erste mal wieder so richtig fotografisch austoben konnte. In den nächsten Tagen werden ich außerdem endlich den lange versprochenen Artikel über die Reparatur meiner Canon-Kameras posten.
Soweit also zum Wetterbericht aus Mülheim – schön kalt, schön weiß – trotz der damit verbundenen Probleme macht es doch irgendwie eine Menge Spaß, denn es ist mal was ganz anderes als ein typischer Ruhrgebiets-Winter, der sonst nur aus kalter Nässe besteht.
Liebe DB Regio,
Ich finde es ja ganz nett, daß ihr uns Mülheimern einen Flyer mit dem feschen Titel Ganz auf meiner Linie in die Briefkästen steckt um für eure neuen S-Bahn-Züge zu werben. Und ich finde es sogar noch netter, daß ihr uns ein Testticket für vier Fahrten anbietet, auch wenn wir das erst mit einer Postkarte bestellen müssen. Aber habt ihr euch nicht ein bißchen vertan, wenn ihr Tickets für die Linie S2 verteilt, die überhaupt nicht durch Mülheim fährt? Vielleicht hättet ihr mal auf euren Liniennetzplan in eurer Broschüre gucken sollen, dann hättet ihr vielleicht festgestellt, daß die S2 über die Nordstrecke über Oberhausen und Altenessen führt – so müßten wir Mülheimer erstmal einen normalen Fahrschein kaufen, um bis zur Strecke zu kommen, auf der das Gratisticket gültig ist!
Vielleicht wiederholt ihr die Aktion ja auch mal, wenn die S1 und S3 endlich die neuen Triebwagen bekommen, aber wahrscheinich landen dann die Flyer in den Städten in den Briefkästen, die nicht von der Linie der S1/3 befahren werden. Und nachdem ihr heute mit Hilfe des Verwaltungsgerichts Gelsenkirchen dem VRR praktisch verboten habt, sich über die unhaltbaren Zustände in den S-Bahnen und Regionalzügen zu beschweren, kann ich mir auch kaum noch was anderes vorstellen.
Mit freundlichen Grüßen,
Ein vergrätzter Ticket-Käufer
Die Schmuddeligkeit des Mülheimer Hauptbahnhofs ist legendär und der Streit um eine Renovierung dauert schon Jahrzehnte an. Umso überraschender war letzte Woche die plötzliche Reinigungsaktion um den Bahnhof herum, die aber offenbar in allerletzter Sekunde nur angesetzt wurde, weil unser Herr Ministerpräsident zu Besuch kam.
Normalerweise würde jetzt kein Hahn nach so einer Meldung krähen, aber dann passierte etwas ganz erstaunliches: zwei Tage bekam Mülheim wieder hohen politischen Besuch. Zuerst verkündete Wolfgang Tiefensee aus der Bundeshauptstadt die frohe Botschaft, daß von höchstoberer Stelle der Umbau des Bahnhofs genehmigt worden wäre, und dann kam NRW-Verkehrsminister Tiefensee persönlich vorbei um zu beteuern, daß mehr als vier Millionen Euro für die Renovierung lockergemacht werden.
So richtig mag es hier in Mülheim aber trotzdem niemand glauben, zumal die regierende SPD und die oppositionelle CDU sich gegenseitig den Erfolg zuschreiben wollen. Angeblich hat Oberbürgermeisterin Mühlenfeld die Sache bei Herrn Tiefensee zusammen mit der NRW-SPD-Vorsitzenden Hannelore Kraft (ihrerseits auch Mülheimerin) eingefädelt, aber als dann der CDU-Minister Tiefensee da war, wurde er vom CDU-OB-Kandidaten Stefan Zowislo und der halben CDU-Ratsfraktion begrüßt. Politische Eitelkeit kennt eben keine Grenzen.
Die Pläne sind ziemlich ehrgeizig: für mehr als zweieinhalb Millionen Euro soll der eigentliche Bahnsteigsbereich renoviert werden, mit neuen Dächern und neuem Boden – Aufzüge haben wir ja schon seit kurzem. Das alte Bahnhofsgebäude soll für 1,8 Millionen rausgeputzt werden, wobei die Bahn natürlich nur einen geringen Anteil der Kosten trägt und mehr als drei Viertel von Stadt und Land kommen müssen – aber ob wir jetzt mal endlich ein Bahnhofsklo bekommen, wollte noch niemand definitiv sagen. Drei Jahre soll gebaut werden und erst nächstes Jahr soll es losgehen: pünktlich zur Kulturhauptstadt 2010 wird der Mülheimer Hauptbahnhof wohl eine riesige Baustelle sein. Das ist ja mal wieder eine ganz geschickte Planung!
Und wenn jetzt noch die Schlaumeier vom Bundesministerium in der Pressemeldung den Namen unserer Stadt richtig schreiben würden, könnte man wirklich dran glauben, daß der Mülheimer Bahnhof noch in diesem Jahrzehnt Jahrhundert umgebaut wird.
Gaaaaaaanz komische Sache… seitdem der VRR der Bahn den Nahverkehrs-Vertrag im Ruhrgebiet gekündigt hat, wirken die Züge plötzlich wie verwandelt. So sauber wie im Moment waren die Wagen und Loks lange nicht mehr und es ist überdurchschnittlich viel Personal unterwegs. Vorgestern ist mir sogar ein Service-Mensch mit Putzeimer und Schrubber in einer S-Bahn begegnet – sowas habe ich noch nie erlebt! Wenn einmal am Tag der gröbste Dreck weggemacht wurde, war das schon viel…
Offenbar macht die DB Regio jetzt nach dem kräftigen Wink mit dem Zaunpfahl Dienst nach Vorschrift bzw. Vertrag, nachdem die außerordentliche Kündigung seitens des VRR jetzt vor Gericht verhandelt wird – viel helfen wird es der Bahn aber letztendlich wohl nicht, denn die Mißstände hier im Ruhrgebiets-Nahverkehr waren ja sogar schon gelegentlichen Fahrern wie mir mehr als offensichtlich. Wir werden die DB Regio hier in NRW für die meisten großen Strecken wohl nicht so einfach los werden, aber auf den Nebenbahnen etablieren sich die privaten Bahngesellschaften nun immer mehr und übernehmen auch gelegentlich mal größere Regionalexpress-Strecken.
Ich bin gespannt, wie die ganze Sache weitergeht. Falls die DB Regio den VRR-Vertrag doch behält, werden noch dieses Jahr die lokbespannten S-Bahnen gegen moderne Triebwagen von Bombardier der Baureihe 422 ausgetauscht, von denen die DB Regio im Auftrag des VRR 84 Stück für einen Preis von 400 Millionen Euro gekauft hat und die Halle des Betriebswerk Essen extra vergrößert wurde. Alleine deswegen dürfte der Vertrag mit der DB Regio nicht so einfach aufzulösen sein, und ob die geplante Einführung der neuen Triebwagen nach den Sommerferien jetzt noch zu halten ist, bleibt fraglich – zumal die durch Mülheim fahrenden Linien S1 und S3 sowieso erst 2009 und 2010 drankommen sollen.
Eine so schön saubere S-Bahn wie dort oben gibts überhaupt nicht, denn das Bild stammt aus dem Simulator – tatsächlich sehen die Züge von außen und von innen schon seit Jahren ganz anders aus und strotzen oft nur so vor Dreck oder sind mit Geschmiere verziert. Vollgemüllte Wagen, durch den ganzen Zug stinkende Klos und ähnliches sind besonders auf den S-Bahn-Linien heutzutage mehr die Regel als die Ausnahme.
Letzten Donnerstag ist dem VRR nun entgültig der Kragen geplatzt – der Vertrag zwischen dem Verkehrsverbund Rhein-Ruhr und der Bahn wurde kurzerhand fristlos gekündigt. Der Aufhänger ist allerdings nicht der ganze Ärger, den der VRR schon seit Jahren mit der Bahn hat und deshalb seit einiger Zeit Zahlungen in Millionenhöhe einbehält, sondern noch etwas ganz anderes. Es geht um nicht erbrachte Serviceleistungen in den S-Bahnen, die laut VRR so schlecht mit Sicherheitspersonal bestückt wurden, daß die im Vertrag anvisierte Quote von 90% nach 19 Uhr nur bei 17% liegt.
Die Bahn dementiert die Vorwürfe natürlich energisch, ist sich keiner Schuld bewußt und droht gleich: “Die außerordentliche Kündigung kann zu erheblichen Nachteilen zulasten der Kunden führen.” Laut einer weiteren Pressemeldung hat man die “vertragskonformen Leistungen” an den VRR inzwischen “lückenlos” nachgewiesen – und es wird weitergepoltert: der VRR würde Arbeitsplätze aufs Spiel setzen und 4000 Bahner mit Straftätern vergleichen (!).
Natürlich heißt das jetzt nicht, daß jetzt nichts mehr fährt, denn die Bahn ist gesetzlich verpflichtet, den Verkehr aufrecht zu erhalten bis die Strecken neu ausgeschrieben sind. Allerdings fragt man sich dann doch, was sich die DBler da noch alles einfallen lassen, um es dem VRR so schwer wie nur möglich zu machen – dem Napoleon-Bewunderer Mehdorn ist ja so ziemlich alles zuzutrauen, und auch Ulrich Homberg, der Chef der DB Regio, ist wenig zimperlich. Alleine schon der roher, polemischer Umgangston der Pressemeldungen wirft wie üblich kein gutes Licht auf die Bahn und läßt an die neuerlichen Streiks erinnern.
Auch wenn die Aktion des VRR eigentlich nur ein Schuß vor den Bug der DB ist und eine tatsächliche Ablösung durch andere Anbieter sehr unwahrscheinlich ist, war es höchste Zeit, daß der Verkehrsverbund endlich auf den Putz haut. Vielleicht hat es sogar geholfen – heute bin ich in der ersten von außen und innen einigermaßen sauberen S-Bahn seit Jahren gefahren. Es bleibt zu hoffen, daß der VRR die Bahn auf diese Weise wenigstens dazu bringen kann, den Saustall aufzuräumen und sauberzuhalten.