Ich muß zugeben, daß ich als langjähriger Benutzer des Opera-Browsers zuerst ein bißchen von der Nachricht geschockt war, daß die norwegische Browserschmiede ihre eigene Rendering- und Javascript-Engines aufgeben und komplett auf Webkit umstellen will. Die erste Aus-dem-Bauch-Reaktion ist natürlich, daß Opera sich dadurch nicht mehr von der Konkurrenz unterscheiden wird, aber bei genauerer Betrachtung macht dieser radikale Schritt doch viel Sinn. Ein Webbrowser besteht ja nicht nur aus der Rendering-Engine – der Grund, weshalb ich Opera so gerne mag, ist die Benutzeroberfläche, an der sich durch den Austausch der Innereien nichts ändern wird. All die kleinen Annehmlichkeiten, die die anderen Browser nicht zu bieten haben, werden dadurch nicht verschwinden und Opera wird seine Individualität behalten.
Aus der Sicht des Webdesigners bin ich sogar erleichtert, daß ich für Opera in Zukunft keine Extrawurst mehr braten muß. Ich teste meine Webseiten zwar immer zuerst unter Opera und oft treten bei der Darstellung zwischen den verschiedenen Browsern dann auch kaum Unterschiede auf – aber meistens ist es dann beim Feintuning von Abständen via CSS meistens Opera, bei dem gelegentlich seltsame kleinere Diskrepanzen auftreten. Auf der anderen Seite ist mir aber Webkit auch nicht so fremd, als daß ich damit ein größeres Problem hätte – ganz im Gegenteil funktioniert jede meiner eigenen Webseiten und externen Projekte ganz hervorragend mit der Webkit-Engine.
Was ist aber mit der eigentlichen Geschwindigkeit von Webkit? Wie viele Leser wahrscheinlich wissen, arbeite ich ausschließlich auf sehr alten Computern – mein Arbeits-Notebook ist ein mittlerweile fast zehn Jahre alter Compaq N610c, der aber trotzdem für meine Zwecke völlig ausreicht. Opera hat sich gerade auch früher auf noch erheblich älteren Rechnern immer als der schnellste und ressourcenschonendere Browser von allen herausgestellt, aber ich muß zugeben, daß ich inzwischen für Google+ immer öfter auf Chrome ausgewichen bin, weil die Web-Oberfläche des sozialen Netzwerks damit einfach viel flüssiger läuft. Auch bei bei WordPress merkt man den Unterschied und gerade unter diesem Gesichtspunkt fände ich einen Opera mit Webkit-Engine keine schlechte Idee.
Die erste Opera-Variante, die mit der Webkit-Engine ausgestattet werden soll, wird ersten Berichten zufolge die Mobile-Version sein. Ob ich das gut finde, weiß ich noch nicht, denn auf meinem kleinen Android-Tablet hat sich Opera mit der eigenen Engine als schnellster Browser erwiesen und die Webkit-Browser eher als schwerfälliger. Vielleicht gelingt es Opera aber, einen richtig schnellen Webkit-Browser unter Android zu ermöglichen. Aber genauso wie bei der Desktop-Version wird man ja nicht unbedingt zu einem Upgrade gezwungen, denn zumindest unter Windows sind ja auch parallele Installationen von verschiedenen Opera-Versionen möglich.
Fazit: der Einsatz von Webkit wird bestimmt nicht das Ende von Opera bedeuten, ganz im Gegenteil – es ist eine große Chance für die Zukunft und deshalb werde ich dem Browser auch in Zukunft weiterhin treu bleiben.