Science & Astronomy
22. August 2012

Ich habe ja schon oft darüber geschrieben, daß das Wissenschafts-Ressort von Spiegel Online ziemlich technikfeindlich ist und gerne auf die NASA schimpft, wie es vor einigen Jahren bei der Berichterstattung über den Phoenix-Lander schon deutlich zu spüren war. Erstaunlicherweise war davon bei den spannenden Nachrichten um den Curiosity-Rover bisher noch nichts zu spüren – bisher! Denn heute gings dann doch los: Lädiertes Mars-Auto startet Expedition hieß heute die reißerische Schlagzeile, die schon ein verbogenes Rad oder ähnliche Katastrophen erahnen lassen sollte. Aber was war wirklich passiert?

Wie immer muß man auf vernünftige Quellen wie z.B. Emily Lakdawallas Berichterstattung auf dem Blog der Planetary Society zurückgreifen, um zu erfahren, was wirklich los ist: eins der beiden Windmeßgeräte war offenbar bei der Landung durch fliegenden Schotter beschädigt worden und funktioniert nicht mehr. Das ist aber nur halb so wild, da zwar eine geplante detaillierte Windmessung mit zwei Sensoren nicht möglich ist, aber immer noch ein zweiter Sensor vorhanden ist. Die Expedition ist deshalb keineswegs dadurch “erschwert” worden, wie Spiegel Online schreibt und auch die “heftigen Winde” sind keine große Gefahr für den Rover.

Über das wichtigste hat Spiegel Online, deren Wissenschafts-Redaktion offenbar schon um halb fünf Feierabend macht, heute dann auch gar nicht mehr berichtet (ok, gegen 22:45 war dann doch dieser Artikel online, aber immer noch mit Schwerpunkt auf dem kaputten Windmesser): Curiosity hat erfolgreich die ersten Meter zurückgelegt und ein 3D-Foto von den Spuren (zusammengebaut von Emily Lakdawalla) gibt es auch schon. Die Pressekonferenz vom JPL ist gerade in diesem Moment noch im Gange – ein Kommentar zum PanoramaThis is a historic photo because there’s only one place on Mars where your tracks start.

Reifenspuren auf dem Mars, das muß man sich mal vorstellen. Science-Fiction, oder was? Und Spiegel Online nennt es ein “lädiertes Mars-Auto”. Deutscher Qualitäts-Journalismus am Werk.

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