Viele haben bis zuletzt noch gedacht, daß es vielleicht doch nur ein Aprilscherz gewesen wäre, aber pünktlich am 1. April um 00:00 hat T-Online tatsächlich den Stecker gezogen und den Usenet-Server vom Netz genommen. Ganz genau – der größte deutsche Internetprovider hat den Firmen-eigenen Zugang zur ältesten Diskussionsplattform des Internets abgeschaltet, weil sie angeblich niemand mehr nutzt und Web-Foren ja sowieso viel spannender sind. Ein Super-Service, ganz wie man ihn von der Telekom gewöhnt ist.
Es ist zwar wahr, daß die Bevölkerung der deutschen Usenet-Gruppen in den letzten Jahren stark abgenommen hat, aber in vielen Gruppen hat sich mittlerweile eine ganz eigene Kultur entwickelt. Der Tod des Usenets ist die Abschaltung von news.t-online.de bestimmt nicht, denn es gibt noch jede Menge andere Server, aber enttäuschend ist vor allem die Art und Weise, wie T-Online dabei vorgegangen ist: außer einer kleinen Fußnote in einer FAQ auf den Hilfeseiten hat der Internet-Provider keinerlei Hinweise oder Benachrichtigungen publiziert. Legal gesehen war das auch gar nicht nötig, denn der Newsserver war wohl schon lange aus den AGBs gestrichen worden und wurde nur noch als freiwillige Zusatzleistung angeboten.
Was sich die Telekom davon verspricht, ist kaum nachvollziehbar. Angesichts der riesigen IT-Infrastruktur des Konzerns dürfte der Newsserver nur ein Tropfen auf dem heißen Stein gewesen sein, so daß ein Weiterbetreiben sicherlich nicht geschadet hätte. Oder hat am Ende die Content-Industrie Druck gemacht und war der Meinung, daß über die Newsgroups Raubkopien verteilt werden? Letzteres dürfte kaum relevant sein, da der T-Online-Newsserver sowieso kaum Binärdateien führt, aber was T-Online wirklich zu diesem Schritt getrieben hat, wird man wohl nie erfahren.
Eins ist aber sicher: die Abschaltung des T-Online-Newsservers ist nicht das Ende des Usenets, denn praktisch alle anderen Provider stellen noch Newsserver zur Verfügung und für Telekom-Kunden gibt es jede Menge Alternativen: news.individual.net, der Newsserver der FU Berlin, kostet 10 Euro pro Jahr, ist aber sehr zuverlässig. news.albasani.net ist kostenlos und verfügt sogar über einen anonymen Readonly-Zugang, aber genauso wie news.eternal-september.org und news.solani.org eine Registrierung zum Posten benötigt. Es gibt sicher noch einige mehr, aber diese sind mit bei der Suche nach einer Ausweichmöglichkeit am positivsten aufgefallen.
Und noch was in eigener Sache: Caper-Movies Part II – How To Steal A Million morgen im DVDLog :-).