Eigentlich wollte ich heute etwas über James Bond und Johnny English schreiben, aber nach der unfassbaren Katastrophe in Japan ist mir wirklich nicht mehr danach. Weil ich den Artikel schon längst fertig hatte, habe ich drüben im DVDLog trotzdem die Review von Rowan Atkinsons Johnny English gepostet. Business as usual, aber was will man schon machen? Das ist immer das Dilemma – soll man als Webmaster aus Pietät und Takt den Laden dichtmachen, einen Trauerrand einbauen oder einfach weitermachen, als wäre nichts gewesen?
Ich bin eigentlich persönlich der Meinung, daß man so etwas vom Inhalt einer Webseite abhängig machen sollte. Wenn man, wie auf meinen Webseiten, kaum etwas mit dem aktuellen Tagesgeschehen zu tun hat, macht es wenig Sinn, mit kopflosen Traueraktionen um sich zu werfen. Allerdings sollte man schon vermeiden, sich mit unpassenden Dingen zu beschäftigen – ich werde ganz bestimmt in der nächsten Zeit keine Artikel mehr über irgenwelche Katastrophenfilme schreiben. Die nächsten Reviews sind aber schon fertig und weitere in Planung, so daß ich bis auf weiteres erstmal keine Veranlassung sehe, wegen der aktuellen Ereignisse eine Pause zu machen.
Als wirklich eklig haben sich aber in den letzten Tagen die Online-Medien erwiesen – und damit meine ich nicht die Twitter/Facebook/Myspace-Horden, sondern die altehrwürdigen Berufsjournalisten, die zur Zeit auf der Jagd nach möglichst vielen Klicks mit Horror-Schlagzeilen nur so um sich werfen und jedes kleinste unbestätigte Gerücht als Riesenschlagzeile rausbringen. Und das bringen gerade in den deutschen Medien nicht nur die üblichen Verdächtigen, sondern auch eigentlich sonst sehr seriöse Nachrichtenmagazine – die Redakteure scheinen erst zufrieden zu sein, wenn ein Artikel mit fünfstelligen Opferzahlen und einer möglichst häufigen Wiederholung von Buzzwörtern wie Super-GAU, Kernschmelze oder Strahlentod aufwarten kann. Eine sachliche und verläßliche Berichterstattung kann man derzeit eigentlich nur noch beim britischen Guardian, bei der BBC und bei Al Jazeera lesen, aber trotzdem sollte man den Grundsatz Trust No One nicht außer acht lassen und besser alles kritisch sehen.
Die unfassbare Zerstörung, die vielen Toten und die Ungewißheit um die Atomkraftwerke sind schon schlimm genug, aber aus dieser riesigen Katastrophe auch noch mehr Profit schlagen zu wollen – und nichts anderes tun die meisten Medien – ist wirklich abscheulich…
Fußnote: Die Grafik habe ich bei Ads of the World ausgeliehen.