Der Mars-Lander Phoenix hat seine erste große Presse-Ente. Die mysteriöse Ankündigung, die vor ein paar Tagen die Runde machte, hat sich als heiße Luft herausgestellt – Schuld an dem Aufruhr war hauptsächlich ein Artikel auf der Webseite des Magazins Aviation Week, der als Quelle für die Meldung bei Universe Today gedient hatte. Was wirklich passiert war, hat Emily Lakdawalla von der Planetary Society in einem langen Blogeintrag zusammengefaßt: ein Instrument hatte die Chemikalie Perchlorat gefunden, die die Entwicklung von Leben auf dem Mars schwierig machen würde, während ein anderes Instrument den Stoff nicht feststellen konnte. Das war alles – und ein Presidential Briefing scheint es wohl auch nicht gegeben zu haben, denn allerhöchstens wurde der wissenschaftliche Berater informiert, was aber sowieso in regelmäßigen Abständen passiert und ganz normal ist.
Universe Today hat zwei Tage später auch noch einen ausführlicheren Artikel über die zwei verschiedenen Testergebnisse gepostet, und die Pressemeldung des Phoenix-Teams macht auch deutlich, daß der Fund von Perchlorat nicht unbedingt bedeuten muß, daß Leben auf dem Mars völlig unmöglich ist. Spiegel-Online schmetterte aber natürlich gleich “Lebensfeindliche Substanz im Marsboden gefunden” und ruderte dann später mit einem Artikel über die “Verwirrung um Gift in Mars-Boden” wieder zurück. Die Verwirrung scheint allerdings nur noch in den Köpfen der Redakteure stattzufinden, denn inzwischen wurde ja eigentlich alles geklärt, wie auch Universe Today noch vorgestern in einem Artikel schrieb.
Angesichts der Dynamik der Online-Medien war wohl eine solches Presse-Durcheinander nur noch eine Frage der Zeit, und schnell wurde dabei aus einer Mücke gleich ein Elefant. Eine gesunde Portion Skepsis ist bei solchen Gelegenheiten keine schlechte Idee, und gerade von Berufsjournalisten sollte man in dieser Beziehung doch etwas mehr verlangen können.