Die Wissenschafts-Redaktion von Spiegel Online hat aus unerfindlichen Gründen einen ganz besonderen Kieker auf die NASA. Schon seit langem kann man beobachten, wie die Journalisten immer wieder aus Mücken Elefanten machen und immer etwas zu meckern haben. So wie nach der Shuttle-Landung am Samstag, als großes Trara um ein plötzlich hinter der Raumfähre fliegendes Metallteil gemacht wurde, das schon vor der Landung von der NASA als harmlos deklariert wurde – aber im Spiegel hieß es “trotzdem konnte die Mannschaft sicher landen.” Das eigentliche Missionsziel, die Vervollständigung des japanischen ISS-Moduls und die Installation eines neuen Roboterarms, machten dann auch nur einen Bruchteil des Artikels aus.
Noch öfter mäkelt Spiegel-Online an der neuen Mars-Sonde Phoenix herum, bei der gerne so getan wird als ob der Lander auf einer Kohlenhalde in Bottrop steht und der Bagger nicht funktioniert. Im neuesten Artikel, der hauptsächlich von einer AP-Meldung abgeschrieben und aufgebauscht wurde, ist dann auch mal wieder von einer “neuen Panne”, einem Datenschluckauf, von “genervten” NASA-Mitarbeitern und von verlorenen Bildern eines ganzen Tages die Rede – ohne überhaupt mal drüber nachzudenken, was für eine unglaubliche wissenschaftliche Leistung dahinter steckt, so eine Mission in hunderttausenden Kilometern Entfernung auf einem fremdem Planeten möglich zu machen.
So liest sich die Original-Pressemeldung der NASA weitaus nüchterner, und die noch spannendere Meldung von heute war dem Spiegel noch keinen Ton wert: die weißen Brocken, die in den von Phoenix gebuddelten Löchern zu sehen waren und nun plötzlich verschwunden sind, müssen wirklich Eis gewesen sein. Offenbar ist das Material verdampft, nachdem sie von Phoenix an die Oberfläche geholt wurden – außerdem wurde das vom Spiegel so aufgebauschte Speicher-Problem so gut wie in Ordnung gebracht. Am späten Nachmittag hat Spiegel Online dann doch noch nachgezogen und den ersten vernünftigen Artikel seit langem über die Phoenix-Mission online gestellt – kein Wunder, war da doch ein ganz anderer Redakteur am Werk, der sich offensichtlich endlich richtig mit der Sache beschäftigt hat.
Trotzdem kann man angesichts solcher fantastischer Meldungen die Spiegel-Redakteure eigentlich nur fragen: Where’s your sense of wonder? Andere deutsche Online-Medien neigen nicht zu so einer negativen Berichterstattung, aber Webseiten wie Universe Today oder Spaceflight Now in deutscher Sprache scheint es gar nicht zu geben, so daß man für eine neutrale Sichtweise völlig auf englischsprachige Medien angewiesen ist.