Science & Astronomy
9. November 2012

Diesmal habe ich zum Glück wieder daran gedacht, genauso wie in den letzten Jahren auch am 9. November, dem Geburtstag von Carl Sagan, drüben im DVDLog den Artikel über Cosmos, seine brilliante 13-teilige Fernsehserie, noch einmal zu posten. Aber jetzt will ich auch hier ein paar Zeilen über diesen außergewöhnlichen Menschen schreiben, der besonders hier in Deutschland leider viel zu unbekannt ist.

Wer war Carl Sagan eigentlich? Einer dieser langweiligen Wissenschaftler, die nur langweiliges Zeug von sich geben, das niemand versteht, der nicht vom Fach ist? Genau dieses Image von Wissenschaft, Astronomie und Kosmologie hatte der 1996 viel zu früh gestorbene Carl Sagan erfolgreich versucht zu bekämpfen. Kurz gesagt, Carl Sagan, der heute 78 Jahre alt geworden wäre, war der Erdkunde-, Chemie- und Biologie-Lehrer, den wir uns alle gerne gewünscht hätten. Seine brilliante Art, Wissenschaft zu popularisieren und dabei gleichzeitig auf einem hohen Niveau zu bleiben, war in den siebziger und achtziger Jahren praktisch einzigartig. Es war ihm gelungen, nicht nur einfach Fakten zu verbreiten, sondern auch Neugier und Skepsis zu fördern und wurde zu einer großen Inspiration für unzählige Leute.

Seine Fernsehserie Cosmos und das gleichnamige Buch, die beide vorsichtshalber den Titel A Personal Voyage hatten, waren für amerikanische Verhältnisse revolutionär, denn noch nie zuvor hatte jemand die Mysterien der Astronomie und Kosmologie so gut für Laien zugänglich erklärt. Carl Sagan war aber nicht nur ein selbsterklärter Populär-Wissenschaftler, sondern auch ein brillianter Forscher, dessen Beiträge zur planetaren Astronomie unschätzbaren Wert hatten. Er war auch einer der Gründer der Planetary Society, die noch bis heute die planetare Forschung und wissenschaftliche Bildung fördert und sein Erbe aufrecht erhält.

Seit einigen Jahren wird sein Geburtstag am 9. November als Carl Sagan Day gefeiert, was ich viel besser finde als viele andere negative Ereignisse, die mit diesem Datum verknüpft sind. Aber wie feiert man diesen Tag eigentlich? Am besten, man schmökert ein bißchen in einem von seinen Büchern oder schaut sich eine Episode von Cosmos an. Wenn man die Serie noch nicht gesehen hat, kann man sich im Carl Sagan Portal bei Youtube einige Ausschnitte anschauen – es sind auch ein paar komplette Episoden online, auf die ich aber aus rechtlichen Gründen lieber nicht verlinken möchte. Stattdessen kann ich aber die sehr günstige englische DVD der Serie empfehlen.

Die Planetary Society veranstaltet heute Abend einen Webcast zur Erinnerung an Carl Sagan, der aber leider durch die Zeitzonen-Verschiebung erst um 4 Uhr morgens in Deutschland beginnt – aber man kann sich auch später noch die automatisch generierte Aufzeichnung anschauen. [Update: Irgendwas ist da schief gelaufen – die Veranstaltung wurde nicht wie vermutet direkt als Youtube-Stream gezeigt und es wurde leider nur Ton, aber kein Video mitgeschnitten.] Mehr Carl Sagan hat Universe Today gefunden – das letzte Fernsehinterview, daß er im Mai 1996 kurz vor seinem Tod gegeben hatte. Und natürlich gibts bei Youtube noch viel mehr von ihm nicht nur aus Cosmos zu sehen, wenn man nur ordentlich sucht.

In Deutschland ist Carl Sagan aber leider Mangelware. Die meisten seiner Bücher sind zwar übersetzt worden, aber Cosmos wurde als Unser Kosmos nur 1983 ein einziges Mal vom ZDF gesendet und ist danach nie wiederholt oder auf VHS oder DVD veröffentlicht worden – sogar bei Youtube findet sich nur ein kleiner Ausschnitt davon. Englischkenntnisse sind also leider zwingend notwendig, hierzulande scheint niemand wirklich Interesse an den Werken von Carl Sagan zu haben, die ein bißchen wie ein lästiges Pflichtprogramm behandelt werden, aber in Wirklichkeit noch viel, viel mehr sind.

Wenn mir aber jetzt jemand sagt, daß das doch wirklich niemanden interessiert, kann ich nur fragen: Where’s your sense of wonder? – was sich leider nur schlecht übersetzen läßt, aber ungefähr bedeutet: Wo ist dein Sinn für Neugier?

Write a Comment